Tag der offenen Tore …

Nach dem relativ leichten Erfolg am letzten Wochenende gegen die junge Mannschaft von Neubrandenburg, wussten die Spandauerinnen nicht so recht was sie am 9. Spieltag in der Halle am Place Molière erwarten würde. Der heutige Gastgeber, die SG Hermsdorf/Waidmannslust, hat bisher einen durchwachsenen Saisonverlauf hinter sich. So gab es gegen den Aufsteiger aus Rudow eine überraschende Niederlage und auch gegen die SG OSF und die Adler von Preussen mussten unerwartet deutliche Schlappen hingenommen werden. Anderseits überzeugten sie gegen den Liga-Favoriten aus Rostock und nahmen diesem souverän die Punkte ab. Am letzten Wochenende war jedenfalls ein weiterer Aufwärtstrend beim Sieg gegen die unangenehm zu spielende HSG Neukölln zu erkennen. Die Stärken der SG -um die spielstarke und gewitzte Alina Rauhut und die wurfgewaltige Madleen Kern- sind den Spandauerinnen aus vielen umkämpften Vergleichen gut bekannt und Coach Wiesner, der diesmal auf seine Co-Trainerin Ines Herz an seiner Seite verzichten musste, wird seine Damen zu vollständiger Konzentration aufgefordert haben, um weiterhin oben in der Tabelle rangieren zu können. Mit etwas Erleichterung hatte man die Siege der Konkurrenz aus Rostock und Schwerin am Samstag registriert, startete man doch so nicht als Spitzenreiter in die Partie und lief so nicht Gefahr, nach dem Gesetz der Serie diesen Platz an der Sonne einbüßen zu müssen.

Einmal mehr brauchte das Spandauer Team etwas Anlauf, um den Ball über die Linie des gegnerischen Tores zu bringen. Zwar wurde mit gewohntem Tempo agiert, aber zunächst passten die Abläufe noch nicht richtig oder aus aussichtsreicher Position wurde das Tor nicht getroffen. Die Gastgeberinnen kombinierten ansehnlich und übten ordentlich Druck über den gefährlichen Rückraum aus. Aber auch hier blieben die Wurfversuche zunächst nicht von Erfolg gekrönt. Das 1:0 erzielten dann aber doch die Nordberlinerinnen durch ihre Spielmacherin Alina Rauhut. Ist der Bann erst einmal gebrochen, treffen beide Teams. So erzielte Ulrike Kuhlmey postwendend den Ausgleich für die Spandauerinnen. Die Gastgeberinnen spielten weiter druckvoll und Alina Rauhut brachte ihre Mitspielerinnen immer wieder in gute Wurfposition aus dem Rückraum. Mit einem Traumwurf unter das Lattenkreuz traf Antonia Langkavel zum 2:1. Spandau antwortete erneut mit dem Ausgleich. In dieser Weise ging es bis zum 4:4 weiter; Hermsdorf legte vor und Spandau glich aus. Dann konnte Spandau in Führung gehen, um anschließend den Treffer zum 5:5 hinnehmen zu müssen. Beide Mannschaften bemühten sich das Tempo hochzuhalten, allerdings -insbesondere auf Spandauer Seite- war die Fehlerquote ungewöhnlich hoch. Und so sah Coach Wiesner trotz der erneuten Führung auch wenig zufrieden aus. Seine Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten, denn nach dem 6:6 Ausgleichstreffer verloren die Havelstädterinnen ihren Spielfaden. Auch eine Auszeit (15:33) brachte noch nicht die erwünschte Sicherheit ins Spandauer Spiel. Ganz im Gegenteil nutzten die Gastgeberinnen die Fehler ihrer Gegnerinnen und erzielten drei weitere Treffer zum 9:6. Spandau schien nun von der „Rolle“ zu sein. Höchste Zeit für den Spandauer Coach, um die taktische Trickkiste zu greifen. Er stellte nun Katja Muschick der bis dahin souverän die Fäden ziehenden Alina Rauhut ganz nahe an die Zehenspitzen. Diese Maßnahme brachte das Schneider-Team dann auch -wie von Spandau erhofft- aus dem Tritt. Ihrer Spielmacherin beraubt, wurden einige falsche Entscheidungen getroffen bzw. überhastete Abschlüsse gesucht. Über Katja Muschick und Sybille Rehberg wurde nun die vom Gegner gefürchtete Schnelligkeit gnadenlos ausgespielt und innerhalb kürzester Zeit war aus dem 3-Tore-Rückstand eine 3-Tore-Führung für die Gäste geworden (9:12). Nach der zwangsläufig gebotenen Auszeit durch die SG, konnte der Spandauer Lauf nur kurz gestoppt werden. Zwar gelangen die Anschlusstreffer zum 10:12 und sogar noch zum 11:12, aber nun hatten die Spandauer Damen „Blut geleckt“ und ließen sich nicht mehr aufhalten. Durch ihr schnelles Spiel nach vorn, aber auch im Positionsspiel fanden sie nun immer eine Lücke in der gegnerischen Defensive und erhöhten bis zum Seitenwechsel auf 11:16.

Hatten die Nordberlinerinnen gehofft, dass der Kabinengang ihre Gäste aus dem Tritt bringen würde, so sahen sie sich schnell getäuscht. Zunächst markierten zwar beide Teams noch einen Treffer, aber dann waren die Spandauerinnen nicht zu halten. Sie behielten die „Manndeckung“ bei und nutzten die daraus resultierenden Fehler der Hermsdorferinnen im Spielaufbau bedingungslos aus. Jede sich bietende Gelegenheit wurde zum Gegenstoß genutzt und über die erste oder zweite Welle erfolgreich abgeschlossen. Kontinuierlich wurde der Vorsprung ausgebaut (12:19, 13:21). Nach weiteren sieben (!) Treffern der Spandauerinnen, konnten auch die Gastgeberinnen endlich wieder einen Erfolg vermelden (14:28). Das Spiel war da aber schon entschieden und nachdem Coach Wiesner schon fleißig durch gewechselt hatte, warf auch SG Trainer Schneider, seine junge Garde ins kalte Wasser. Auch wenn seine Spielerinnen der A-Jugend das Spiel nicht mehr drehen konnten, so bekamen sie doch Gelegenheit zumindest Erfahrungen in der Frauen-Oberliga zu sammeln. Der Spandauer Torhunger war indes noch nicht gestillt, allerdings wurde im Gegenzug nun die Deckungsarbeit nicht mehr mit letzter Konsequenz verrichtet. So waren die letzten Minuten der Begegnung ein munteres Scheibenschießen, bei dem sich beide Torhüterinnen sogar noch ein ums andere Mal auszeichnen konnten. Kurz vor dem Ende gelang den Gästen dann sogar noch der 40. Treffer. In der Freude über diesen Treffer, ging das letzte Tor der Begegnung für die SG Hermsdorf/Waidmannslust fast unter.

Der ungefährdete 25:40 Sieg gegen einen früh in der 2. Hälfte konsternierten Gegner täuscht ein wenig über die Anlaufschwierigkeiten zu Beginn der Begegnung hinweg. Dennoch hat das Wiesner-Team derzeit einen „Lauf“ und zeigt, dass es die Fähigkeit besitzt Geduld zu bewahren und sich auch aus schwierigen Situationen zu befreien. Man darf gespannt sein, ob die Mannschaft seine Fähigkeiten auch gegen das Spitzenteam aus Rostock am nächsten Samstag in der „Grün-Weiß-von-Außen-Gelben“-Spandauer Halle (Anwurf wie immer um 17.00 Uhr) abrufen wird. Das wird aber sicher nötig sein, will man die nun gewonnene Position an der Tabellenspitze nicht gleich wieder abgeben. Die Voraussetzungen für ein echtes Spitzenspiel könnten nicht besser sein und die Damen freuen sich ganz sicher über zahlreiche und lautstarke Unterstützung ihrer großartigen Fans!

Es waren für Spandau dabei:

Isabel Hofmann, Marie Knauer im Tor; Nina Sandhop (1), Vanesa Secic (3), Ronja Bohle, Carolina Wodetzki (2), Tanja Manderscheid (2), Katja Muschick (6/2), Sybille Rehberg (7), Fiona Junge (3), Ulrike Kuhlmey (9/3), Sophie Herz (2), Dana „Erbse“ Baerns (5/2), Lisa Hänicke.