Spitzenposition behauptet …

Showdown in Spandau. Am 10. Spieltag steht ein (nach dem Tabellenbild sogar DAS), absolutes Spitzenspiel auf dem Programm: der Tabellenzweite aus Rostock gibt seine Visitenkarte in der Hal­le des Tabellenführers ab. Punktgleich, nur durch die Tordifferenz getrennt, schauen die beiden Kontrahenten von oben auf das Verfolgerfeld und werden alles geben, dass das für sie selbst auch nach den anstehenden – sicher hart umkämpften- 60 Minuten weiterhin so sein wird.

Das junge Rostocker Team konnte in der Saison insbesondere durch einen unbedingten Einsatz­willen und die enorme Schnelligkeit im Umschaltspiel überzeugen. Auch wenn sich die, heute aus gesundheitlichen Gründen leider verhinderte, ehrgeizige Ute Lommel als Trainerin oft noch mehr Konstanz ihrer jungen Garde über die gesamten 60 Minuten Spielzeit wünschte, sprechen die Er­gebnisse eine deutliche Sprache. Lediglich bei der SG Hermsdorf/Waidmannslust strauchelten die Dolphins am 3. Spieltag, ansonsten hielten sie gerade die „namhafte“ Konkurrenz meist deutlich auf Distanz. Spandaus Coach Wiesner musste mit seinen Damen also auf der Hut sein. Sicher konnte das Spandauer Team mit viel Selbstvertrauen auf die letzten fünf Spieltage zurückblicken, in denen die Mannschaft über weite Strecken sehr souverän aufgetreten ist. Aber nur zu gut weiß man, das jedes Spiel bei Null beginnt und erst einmal gespielt sein muss. Auch konnte er sich aus­malen, dass der heutige Gegner ganz sicher nicht in Ehrfurcht erstarren würde. Ganz im Gegenteil würden die Dolphins hoch motiviert und gut eingestellt ins Spiel gehen und jeden Fehler resolut zu nutzen wissen. Aber auch die Spandauerinnen waren gewillt alles zu tun, um den Heimnimbus in ihrer Halle zu wahren. Erneut musste der Coach auf Co-Trainerin Ines Herz an seiner Seite ver­zichten, die nach überstandener Operation aber wenigstens den Weg auf die Tribüne gefunden hatte. Deren angestammten Platz auf der Bank nahm -wie schon beim Gastspiel bei der SG Hermsdorf/Waismannslust- El Capitana Sarah Herz ein.

Die Gäste gewannen zunächst die Seitenwahl und so starteten die Spandauerinnen ungewohnt mit dem Anwurf und von links nach rechts mit Blick auf die Anzeigetafel. Vielleicht bedingte dieser Umstand, dass sie diesmal nicht lange fackelten und schon gleich zum Torerfolg fanden. Über Rechtsaußen nahm Tanja Manderscheid, die wahrhaftig einen „Sahnetag“ erwischt hatte, einen abprallenden Ball in Empfang und netzte diesen zum 1:0 ein. Nachdem der erste Rostocker Angriff nicht zum Ausgleich geführt hatte, legte Spandau gleich noch das 2:0 nach. Ein gelungener Auf­takt. Allerdings konnte dieser gute Start in der Folgezeit nicht weiter bestätigt werden. Die Gäste brauchten ein wenig Anlauf um ins Spiel zu finden. Zwar starteten sie ihre Angriffsversuche mit viel Druck und schnellem Kombinationsspiel, fanden aber zunächst noch keinen Weg durch die gut gestaffelte Spandauer Defensive. Auch die Rostocker Defensivabteilung leistete gute Arbeit. Diese stellte sich giftig und robust ihren Gegenspielerinnen entgegen und unterbrach das Spandauer Kombinationsspiel zusehends. Katja Wahl überwand die erneut starke Marie Knauer im Spandauer Tor mit einem ordentlichen Fernwurf von Halblinks zum ersten Mal und gab so das Signal für wei­tere Erfolge. Das 2:2 war die logische Folge. Die Spandauerinnen konterten noch einmal mit ihrem dritten Treffer, mussten aber nicht nur den Ausgleich hinnehmen, sondern auch den Führungstref­fer der Gäste. Diese taten sich zwar weiterhin schwer gegen die kompakte Spandauer Abwehr, schafften es aber immer wieder sich Situationen zu erarbeiten, die die beiden Schiedsrichterinnen veranlassten auf den 7m-Punkt zu zeigen (insgesamt 9x). Solche Gelegenheiten ließ sich Victoria Schlegel (10/9) nicht entgehen und verwertete alle ihre Chancen humorlos. Aufgrund zunehmen­der Fehler im Positionsspiel, das viel zu eng und zu sehr auf das Spiel über den Kreis angelegt war, bekamen die Gäste auch Gelegenheit ihre Stärke, den Gegenstoß, auszuspielen. Rostock er­höhte auf 3:5 und hielt diesen Vorsprung bis zum 6:8. Dass der Rückstand in dieser Phase des Spiels für die Havelstädterinnen nicht höher ausfiel, hatten die sie ihrer Torhüterin Marie Knauer zu verdanken, die u.a. zwei Gegenstöße parieren konnte. So unterstützt besannen sich die Wiesner-Damen dann doch auf ihre Stärken. Immer wenn sie es schafften in die Nahtstellen zu stoßen und den Ball rechtzeitig weiter zu spielen, wurden sie gefährlich und konnten insbesondere über Tanja Manderscheid auf Rechtsaußen erfolgreich abschließen. Spandau kämpfte sich wieder heran, glich zum 8:8 und 9:9 aus. Dann folgte sogar die 10:9 Führung. Bis zur Halbzeit erzielten dann bei­de Teams noch einen Treffer, sodass die Seiten mit einem 11:10 zu Gunsten der Spandauerinnen gewechselt wurden.

In der zweiten Halbzeit überschritt das Spielgerät als erstes die Spandauer Torlinie (11:11). Dann aber übernahmen die Gastgeberinnen das Kommando, erzielten 2 Treffer und beherrschten das Spielgeschehen, zumindest gefühlt. Die Gäste mussten zu Beginn der zweiten 30 Minuten in kurz­er Folge zwei Zeitstrafen hinnehmen. Die Spandauerinnen verpassten in dieser Phase sich einen deutlicheren Vorsprung zu erspielen. Zwar gelangen durch gutes Abwehrverhalten Ballgewinne, aber man leistete sich dann unnötige Fehler und damit verbundene Ballverluste im Spielaufbau. So konnte die 2-Tore-Führung (14:12) weder ausgebaut noch behauptet werden. Die Dolphins kamen zum Ausgleich. Weiterhin konnten sie sich die schon beschriebenen Situationen erarbeiten, die zu 7m-Strafwürfen führten oder sie waren insbesondere über Nicole Rotfuß (9) erfolgreich. In der Fol­gezeit legten die Spandauerinnen stets einen Treffer vor und Rostock glich aus. So ging es bis zum 17:17. Dann gelangen den Gastgeberinnen 3 Treffer in Folge. Diese Differenz konnte zu­nächst gehalten werden und beim 23:19 gelang sogar eine 4-Tore Führung. Erneut konnte aber die gefühlte Überlegenheit nicht entscheidend genutzt werden. Wieder schlichen sich leichte Fehler ein, die die Gäste gerne nutzen. Beim 23:22 war das Spiel wieder völlig offen. Nun zog Spandau an, erhöhte auf 25:22 und sah beim 27:23 schon wie der sichere Sieger aus, zumal sich die Gäste 3 Minuten vor Schluss auch noch eine Zeitstrafe einhandelten. Aber so einfach wollten es die Spandauerinnen ihren Fans dann wohl doch nicht machen, ein bisschen Spannung musste schon sein. Zwei unnötige Fehler in kurzer Zeit wurden von den Gästen genutzt (27:25). Diesen beiden Fehlern folgte sogar noch ein Dritter und hätte Marie Knauer nicht die Nerven behalten und erneut der frei auf sie zulaufenden Gegenspielerin den Schneid abgekauft, wäre mit dem Anschlusstreffer noch einmal alles offen gewesen. Anschließend ging das Wiesner-Team kein Risiko mehr ein, spielte das was auch zuvor erfolgreich war und schaffte noch zwei Torerfolge. Als das Schlusssi­gnal vom Kampfrichtertisch ertönte, stand der 29:25 Sieg für die Gastgeberinnen fest.

Das war ein hartes Stück Arbeit für das Wiesner-Team, das in diesem Spitzenspiel nicht an die gu­ten Leistungen der letzten Begegnungen anknüpfen konnte. Es waren erstaunlich viele leichte Fehler zu beobachten, immer wieder ließ man sich durch die aggressive Deckungsweise der jun­gen Rostockerinnen vom gewohnten Spielfluss abbringen. Immerhin ließen sich die Damen von diesen Fehlern nicht völlig aus dem Konzept bringen und besannen sich in den entscheidenden Phasen auf das, was sie erfolgreich macht. Besonders zu erwähnen auf Spandauer Seite sind diesmal zwei Spielerinnen, die ansonsten eher selten im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen. Tanja Manderscheid und Fiona Junge am Kreis zeigten eine tolle Leitung und bewiesen, dass man auf sie zählen kann. Das junge Rostocker Team deutete an, warum es ganz oben in der Tabelle zu erwarten sein wird. Vielleicht fehlte ihnen am Ende ein wenig die Kraft, um die Punkte aus Span­dau zu entführen, musste die Stammformation doch fast die gesamte Spielzeit auf der Platte ste­hen.

Das Wiesner-Team muss nun am nächsten Spieltag (17.12.2016, um 18.00 Uhr in der Sporthalle Schöneberg) beim alten Rivalen aus Schöneberg bestätigen, dass es zu recht oben in der Tabelle rangiert. Auch wenn, dass nach dem derzeitigen Tabellenbild eindeutig erscheinen mag, so wissen die Spandauerinnen aus den vielen knappen Begegnungen, dass ihnen erneut sehr schwere 60 Minuten bevor stehen werden.

Für Spandau waren dabei:

Isabel Hoffmann, Marie Knauer im Tor; Nina Sandhop, Vanesa Sesic, Sandra Meinecke, Ronja Bohle (2), Carolina Wodetzki, Tanja Manderscheidt (7), Sybille Rehberg (3), Fiona Junge (6), Ulrike Kuhlmey (5/1), Sophie Herz, Dana Baerns (4/2), Lisa Hänicke (2).