von der Rolle…

zum letzten Spiel im Jahr 2016, das zugleich auch die Hinrunde der Saison 2016/17 beendete, führte der Weg das Wiesner-Team in die altehrwürdige Sporthalle Schöneberg. Die Gastgeberin­nen der SG OSF kennen seine Damen aus vielen gemeinsamen Jahren in der Oberliga. Auch wenn die Saison bisher für die SG so gar nicht nach Wunsch verlief, man mit vielen Verletzungen und Rückschlägen klar kommen musste und in der Tabelle mit dem 10. Platz eine sehr ungewohn­te Position bekleidet, wussten die Spandauerinnen, dass eine sehr unbequeme Aufgabe auf sie warten würde. Die Spiele der beiden Teams erfolgten regelmäßig auf Augenhöhe und meistens konnte jede Mannschaft einmal in der jeweiligen Spielzeit die Spielfläche als Sieger verlassen. Das Team von Jens Dannies würde sicher alles daran setzen, um mit einem Sieg weiter Anschluss an das Mittelfeld zu halten. Dabei konnten sie als Außenseiter unbeschwert aufspielen und auf ihre gute Defensive und das starke Spiel über Susanne Rutschow am Kreis bauen. Zudem konnte der Coach auch auf die lange Zeit verletzte Katrin Hinz zurückgreifen. Spandaus Coach Marcel Wies­ner stand zwar wieder seine Co-Trainerin Ines Herz nach überstandener Op auf der Bank zur Sei­te, dafür musste er aber auf die in den letzten Spielen überzeugende Sybille Rehberg sowie seinen Joker Ronja Bohle verzichten. Dennoch sollte sein Kader stark genug sein, um auch in Schöne­berg bestehen zu können.

Die Gastgeberinnen starteten konzentriert und mit viel Tempo. Spandaus Defensive hatte reichlich Probleme sich auf das quirlige Angriffsspiel einzustellen, zumal ja auch immer ein wachsames Auge auf den Kreis gerichtet sein musste. Ganz anders zeigte sich die Abwehr der SG OSF. Schnelles Rückzugsverhalten verhinderte Spandaus Gegenstöße und mit einer aufmerksamen, kompakten Deckung gab man dem Gegner eine harte Nuss zu Knacken. So mühten sich die Gäs­te zwar redlich über die fleißige Lisa Hänicke ihr Kombinationsspiel aufzuziehen, aber der Motor kam nicht auf Touren. Zu oft stimmte das Timing nicht oder die Pässe wurden zu ungenau gespielt. Schaffte man es dann doch einmal die Abwehr des Gegners zu überrumpelten scheiterte man an der starken Marei Schmidt im Tor der SG OSF. So blieben in der Anfangsphase gleich zwei „Rie­sen“ liegen, was nicht gerade zur Sicherheit im Spiel beitrug. Die Gastgeberinnen nutzten die Gunst der Stunde und rissen die Führung an sich (2:0). Spandau gelang der erste Treffer durch einen verwandelten 7m von Ulrike Kuhlmey. Wer darin ein Signal für das gewohnt zielstrebige Spandauer Spiel sehen wollte, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Völlig unbeeindruckt spul­ten die Schönebergerinnen ihr Spiel runter. Geschickt führte Ilka Wiesner Regie, setzte ihre Ne­benspielrinnen geschickt in Szene, die dann auch immer eine weitere gute Lösung fanden. Entwe­der konnten sie selbst abschließen, gescheit zum Kreis passen oder einen 7m erkämpfen, den dann Ilka Wiesner zuverlässig und eiskalt verwandelte (insgesamt war sie 9 x vom Punkte erfolg­reich). Der Spandauer Defensive fielen keine wirklichen Mittel gegen die SG ein, immer war man einen Schritt zu langsam, die Absprache klappte nicht und auch die sonst so zuverlässige Marie Knauer konnte nicht wie gewohnt im Kasten glänzen. So erhöhte das Dannies-Team den Vor­sprung schnell auf 5:1. Konnten die Gäste denn doch den Ball mal ohne Gegentreffer erobern, wollten sie zu schnell zum Erfolg kommen, leisteten sich dabei aber viel zu viele Fehler schon im Aufbauspiel und fanden sich ganz schnell wieder am eigenen 6m-Kreis wieder, um sich dem nächsten Angriff der OSF entgegen stemmen zu müssen. Die Gastgeberinnen beherrschten das Spiel eindeutig und bauten ihren Vorsprung weiter aus (7:3, 9:4, 11:4). Es sah nach einem Debakel für den Spitzenreiter aus. Coach Wiesner brachte nun Sophie Herz auf die Spielmacherposition. Damit gewann das Spandauer Spiel etwas an Struktur. Das Spiel gestaltete sich nun nicht nur aus­geglichener, die Spandauerinnen kamen etwas auf (11:6, 12:8). Ganz eindeutig fand das Wiesner-Team langsam mehr Zugriff zum Spiel und verkürzte kurz vor dem Pausenpfiff auf 13:10. Den letz­ten Wurf vor der Pause parierte Isabelle Manderscheid, die nun das Spandauer Tor hütete, in toller Manier, allerdings entschieden die Unparteiischen noch einmal auf 7m. Diese Chance ließ sich Ilka Wiesner erneut nicht entgehen und netzte zum 14:10 Halbzeitstand ein.

Zumindest die letzten 10 Minuten der 1. Halbzeit gaben den Spandauer Fans Hoffnung, dass das Spiel nach dem katastrophalen Beginn doch noch eine Wende finden könnte. Dieser Hoffnung ga­ben die Spandauerinnen dann auch Nahrung. Sehr konzentriert starteten sie in den zweiten Spiel­abschnitt. Die Deckung hatte sich nun deutlich besser auf ihren Gegner eingestellt und arbeitete aufmerksam. Im Angriff lief es zwar nicht optimal, aber doch sehr viel ansehnlicher als zu Beginn der Partie. Die ersten Treffer wurden erzielt und beim 15:14 war wieder alles offen. Im Bewusst­sein, dem Gegner eine sehr deutliche entrissen zu haben, hätten die Spandauerinnen nun eigent­lich nur ihr erfolgreich gestaltetes Spiel fortsetzen müssen. Taten sie aber nicht. Viel zu überhastet wollten sie nun die Entscheidung mit der Brechstange erzwingen und nutzten nicht das Köpfchen. Anstatt mit der nötigen Ruhe seine Chancen zu erarbeiten, wurde zu früh der finale Pass oder der Abschluss gesucht. Die sich daraus ergebenen Chancen nahmen die Schönebergerinnen dankend an und festigten ihre Führung wieder (17:14, 19:16). Es war nicht so, dass die Spandauerinnen in der Folge chancenlos gewesen wären. So hatten sie wiederholt die Gelegenheit im Überzahlspiel wieder in die Spur zu finden. Aber auch hier fehlte die nötige Ruhe, um die Situation erfolgreich für sich nutzen zu können. Immer wieder die gleichen übereilten Aktionen, die zu Ballverlusten führ­ten. Als sich dann Katja Muschick beim Versuch einen Konter zu verhindern, böse das Knie ver­drehte und nicht weiter spielen konnte, sah es gar nicht mehr gut für Spandau aus. Die Gastgebe­rinnen hatten wieder ins Spiel gefunden und ließen nichts mehr anbrennen. Immer wenn es sein musste, nutzen sie ihre Chance und ließen ihre Gegnerinnen nicht mehr näher als drei Tore an sich heran kommen (23:20). Den Spandauerinnen fehlten nun sowohl die Ideen als auch der Glau­be an einen Punktgewinn. Der SG OSF gelang nun wieder alles das, was einem an so einem Tag eben gelingt. Kurz vor dem Abpfiff traf die überragende Ilka Wiesner noch von 9m in den Winkel und setzte so den Schlusspunkt unter das letzte Spiel der Hinrunde. Die SG OSF siegte verdient mit 26:21 und dürfte in dieser Verfassung sicher bald die hinteren Ränge verlassen haben.

Coach Wiesner hingegen musste einen argen Dämpfer nach den letzten überzeugenden Auftritten seiner Damen hinnehmen. Natürlich gibt es immer Tage, an denen nichts gelingen mag. Dennoch muss von einer Spitzenmannschaft schon erwartet werden, dass in solch kritischen Phasen auf die bewährten Standards zurückgegriffen und gerade das Überzahlspiel mit mehr Ruhe genutzt wird.

Die Sorgen für die anstehende Rückrunde werden für den Coach allerdings auch nicht weniger. Es bleibt zu hoffen, dass sich Katjas Verletzung als nicht so schlimm erweisen wird, wie es den An­schein hatte. Gute und schnelle Besserung Katja! Auf jeden Fall wird ihm aber mit Sophie Herz, die sich einer Knie-Operation unterziehen muss, eine weitere Leistungsträgerin für lange Zeit nicht zur Verfügung stehen. Sicher hätte sich Sophie einen schöneren Abschied gewünscht. Die Alternativen für das Spandauer Trainer-Duo werden deutlich weniger, umso wichtiger ist es dem verbleibenden Kader das nötige Selbstvertrauen einzuimpfen und die nötige Ruhe zu bewahren. Genug Potential für eine ordentliche Rückrunde ist auf jeden Fall vorhanden.

Insgesamt können die Spandauerinnen auf eine gute Hinrunde zurück blicken. Das war im Vorfeld der Saison und dem etwas holprigen Saisonstart nicht unbedingt zu erwarten. Die Damen haben in einigen Begegnungen wahrlich ein Feuerwerk abgebrannt und den Fans viel Freude gemacht. Drücken wir die Daumen, dass wir auch in der Rückrunde solch schöne Spiele sehen können.

Bis es im nächsten Jahr weitergeht, wünsche ich allen Handballbegeisterten, ob Spielern, Trainern, Betreuern, den vielen Helfern, Schiedsrichtern oder natürlich den Fans ein frohes, besinnliches und möglichst stressfreies Weihnachtsfest und einen fröhlichen, beschwingten, guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2017.

Es waren für Spandau dabei:

Isabelle Manderscheid, Marie Knauer, Nina Sandhop, Vanesa Secic (2), Sandra Meinecke (2), Carolina Wodetzki, Jessica Schlesinger, Katja Muschick, Tanja Manderscheid (1), Fiona Junge, Ulrike Kuhlmey (5/3), Sophie Herz (3), Dana „Erbse“ Baerns (4/4), Lisa Hänicke (4).