lange Tiefschlafphase kostet Tabellenführung…

mit dem bisherige Verlauf der Rückrunde konnte das Spandauer Trainer-Duo mehr als zufrieden sein, zumindest was die Ergebnisse betrifft. Mit drei Siegen aus drei Spielen konnte die optimale Ausbeute an Punkten eingefahren werden. Ganz anders ist der Verlauf im Hinblick auf das „Perso­nal“ zu beurteilen. Ganz nach dem „Zehn-Kleine-Negerlein-Motto“ verringert sich die Anzahl der Spielerinnen, die aktiv in das Geschehen eingreifen können, mit jedem Spieltag. Nachdem das aus sportlicher Sicht völlig überflüssige Pokalspiel gegen die Spreefüxxe mit dem Verlust von Sandra Meinecke (Kreuzbandriss) endete, melde sich mit Isa Manderscheid die nächste Spielerin für diese Saison ab. Sie ließ sich von Maike und Sarah anstecken und sieht nun ebenfalls Mutterfreuden entgegen. Der ohnehin schon kleine Kader minimierte sich dann auch noch um Spielmacherin Lisa Hänicke und Allrounderin Sybille Rehberg, die beide an diesem Samstag ihren Arbeitgebern zur Verfügung stehen mussten. Zum Glück war Ronja Bohle noch einmal bereit das grüne Trikot über­ziehen, um den alten Kameradinnen zu helfen. Auch Routiner Michelle Hönighaus-Zimmermann setzte sich nach ihrem Spiel mit der 2. Mannschaft noch mit auf die Bank, um für etwas Entlastung zu sorgen und damit es nicht gar zu leer dort aussah. Dennoch waren das nicht gerade die besten Voraussetzungen für die Auseinandersetzung mit dem Angstgegner aus Neukölln. Gegen dieses Team setzte es schon in der Hinrunde eine verdiente Niederlage und auch sonst konnten die Spandauerinnen gegen die Südberlinerinnen eigentlich noch nie richtig glänzen. Zudem zeigte die Mannschaft von Coach Eric Reifenstein zuletzt deutlich ansteigende Form und kämpft sich allmäh­lich in die Tabellenregionen vor, wo sie eigentlich von Beginn an zu erwarten war. Die Spandaue­rinnen konnten sich auf eine verdammt schwere Aufgabe gefasst machen und waren sich be­stimmt bewusst, dass das clevere Trainer-Team der Gäste seine Damen sicher gut eingestellt und mit der richtigen Taktik vorbereitet in die Partie schicken würde.

Diese Vermutung bestätigte sich nach dem Anpfiff auch sofort. Ehe sich die Gastgeberinnen versa­hen, waren sie auch schon im Rückstand. Die Neuköllner Gäste starteten wie die Feuerwehr und zeigten keinerlei Respekt vor dem favorisierten Gegner. Zusätzlich kam ihnen zu Gute, dass die Spandauerinnen zum einen ihren Rhythmus nicht wirklich finden konnten und zum anderen selbst die besten Chancen nicht verwerten wollten. So scheiterte die sonst so sichere Ulrike Kuhlmey mit einem 7m Nele Dobosch im Neuköllner Kasten. Auch bei allen weiteren Wurfversuchen schien das Tor von der überragend haltenden Torhüterin schier vernagelt. Der Ball wollte einfach nicht den Weg über die Neuköllner Torlinie finden. Ganz anders die Gäste. Mit flüssigem Kombinationsspiel fanden sie immer eine Lösung gegen die gar nicht mal so schlecht, aber unglücklich agierende Spandauer Defensive. Ihre Angriffe fanden fast immer das gewünschte Ziel und so lagen sie schnell mit 0:5 in Front. Spandaus Coach Wiesner sah sich früh gezwungen den grünen Karton zu ziehen. Nach 5:26 Minuten versuchte er seine Damen wach zu rütteln. Der Erfolg blieb aber zu­nächst aus. Spandau vergab weiter seine Chancen und Neukölln traf (0:7). Da geschah es doch noch. Mit einem Hüftwurf brach Ulrike Kuhlmey den Bann. Der Treffer zum 1:7 gab zwar die Ge­wissheit, dass der Ball doch ins Gäste Tor gelangen kann, aber die gewünschte Sicherheit kam nicht ins Spandauer Spiel. Das Spandauer Trainer-Duo wechselte nun Ronja Bohle ein und änder­te die Deckungsformation. Die als Schaltzentrale des Neuköllner Spiels ausgemachte Marie Eulert bekam eine Sonderbewachung. Zwar kam durch diese Maßnahme ein wenig Sand ins Neuköllner Getriebe, aber die Führung konnte weiter erhöht werden (1:9). Da war gerade mal die Hälfte der ersten Spielhälfte um. Nun löste Isi Hoffmann die unglücklich agierende Marie Knauer im Span­dauer Tor ab. Isi konnte dann auch gleich erfolgreich parieren und blieb weiter stark. Auch Ronja fand nach einer kurzen Eingewöhnungsphase allmählich ins Spiel. Im Angriff klappte noch nicht al­les, insbesondere der Standort des Tores wurde noch gesucht, aber durch ihre Präsens verlieh sie der Defensive deutlich an Sicherheit. Nun gelang es den Neuköllnerinnen nicht mehr das Span­dauer Abwehrbollwerk zu bezwingen. Da allerdings die Spandauerinnen weiterhin zu viele Chan­cen liegen ließen und nur hin und wieder erfolgreich abschließen konnten, blieb der Vorsprung der Gäste komfortabel (5:9). Dem 10. Treffer der Gäste folgte noch der 6. der Gastgeberinnen und dann durften die Seiten gewechselt werden.

Die Fans der Heimmannschaft hofften auf den bekannten Kampfgeist ihrer Frauen und gaben das Spiel noch nicht verloren. Zunächst sahen sie aber den gleichen Spielverlauf wie in den ersten 30 Minuten. Neukölln erzielte zwei weitere Treffer und war wieder mit 6 Treffern in Front (6:12). Im­merhin fanden sich die Gastgeberinnen im zweiten Durchgang etwas früher zurecht und erzielten ihrerseits zwei Treffer. Neukölln antwortete mit dem 8:13. Angetrieben von der unermüdlichen Ron­ja Bohle und auch von Michi Hönighaus-Zimmermann kämpfte sich Spandau aber immer weiter heran und als sie den Anschlusstreffer zum 12:13 erzielen konnten, schien alles wieder offen zu sein. Jetzt war es wieder an Neukölln die passende Antwort zu geben. Etwas begünstigt durch die Tatsache, dass ihre Aktionen zum Tor mit 7m-Strafwurf und dazu einhergehenden 2 Minuten Stra­fen belohnt wurden, konnten sie sich wieder absetzen und erneut einen 5 Tore-Vorsprung erspie­len (12:17). Ein kurzes Aufbäumen der Spandauerinnen (15:18), beantworteten sie umgehend mit zwei Gegentreffern (15:20). Noch immer gaben sich die Gastgeberinnen nicht geschlagen und ver­suchten noch einmal alles in die Waagschale zu werfen. Sie verkürzten auf 18:20 und auch den 21. Treffer der Neuköllner beantworteten sie mit einem weiteren Tor. Es war durchaus noch genü­gend Zeit auf der Uhr, um das Spiel noch für sich entscheiden zu können. Dafür durften aber keine Fehler mehr unterlaufen. Das gelang dann aber nicht. Zwei nicht gut vorbereitete Abschlüsse führ­ten nicht zum Erfolg. Die Neuköllnerinnen nutzen die Ballgewinne für langes, geduldiges Spiel, spielten die Uhr clever runter, mussten nur noch den Anschlusstreffer zum 20:21 hinnehmen. Als dann der Schlusspfiff ertönte, konnten sich die Neuköllner Damen freudestrahlend in den Armen liegen.

Die HSG entführt die Punkte nicht unverdient aus der Spandauer Halle, führten sie doch über die gesamte Spielzeit. Es hat sich wieder bestätigt, dass die Neuköllnerinnen nicht gerade zu den Spandauer Lieblingsgegnern gehören. Sicher macht sich beim Wiesner-Team nicht ganz überra­schend bemerkbar, dass die vielen Ausfälle von Leistungsträgern auf Dauer nicht zu kompensieren sind. Dennoch ist eine solch verschlafene erste Viertelstunde nur schwer zu erklären und nur 6 er­zielte Treffer in einer Halbzeit kann den Ansprüchen, auch eines dezimierten Teams, nicht gerecht werden. Ein ganz großes Dankeschön gilt Ronja Bohle und Michelle Hönighaus-Zimmermann, die durch ihren Einsatz sehr dazu beigetragen haben, dass die Niederlage nicht deutlicher ausgefallen ist.

Am kommenden Samstag ist der TSV Rudow zu Gast in Spandau. Anwurf ist wie immer um 17.00 Uhr und die Damen werden auch in diesem Spiel jede Unterstützung von den Fan benötigen.

Für Spandau waren dabei:

Isabel Hoffmann, Marie Knauer im Tor; Nina Sandhop (1), Vanesa Sesic (1), Anja Thiele, Carolina Wodetzki, Tanja Manderscheid (2), Ronja Bohle (7), Fiona Junge, Ulrike Kuhlmey (2/1), Dana Baerns (5/2), Michelle Hönighaus-Zimmermann (2).