60 lange, zähe Minuten Handball Schonkost … aber am Ende zählen allein die zwei Punkte.

Auch wenn die Spandauer Handballfamilie an diesem Wochenende mit seinen Gedanken fast aus­schließlich beim anstehenden Viertelfinale der 1. Männermannschaft im Amateur-Pokal ist, so läuft für die übrigen Mannschaften der ganz normale Spielbetrieb doch weiter. Die Wiesner-Damen mussten die unglückliche Niederlage vom vergangenen Wochenende gegen Angstgegner HSG Neukölln verarbeiten und wollten mit einer überzeugenden Leistung gegen den Aufsteiger aus Ru­dow schon mal für gute Stimmung am Vorabend des großen Familienfestes sorgen. Außerdem galt es den Anschluss an die Spitze zu halten und sich Selbstvertrauen für die Begegnung beim Spit­zenreiter Schwerin am kommenden Sonntag zu holen. Diese Vorstellung passte natürlich nicht so richtig ins Konzept der Gäste aus Südberlin. Der Aufsteiger war ja überraschend gut in die Saison gestartet und hatte schon ordentlich Punkte gesammelt, um sich im scheinbar sicheren Mittelfeld zu etablieren. Der Liga-Alltag hat das Team von Coach George Abu Bonsral aber inzwischen ein­geholt und nach lediglich einem Sieg aus den letzten 7 Spielen ist der Kontakt zu den bedrohten Plätzen um den Abstieg deutlich spürbar. Dennoch waren die Gäste auf keinen Fall auf die leichte Schulter zu nehmen, denn dass dieses kampfstarke Team immer für eine Überraschung gut ist, hat es mit Punktgewinnen in Rostock und bei den Füchsen eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Die guten Vorsätze waren den Spandauerinnen sofort anzumerken. Mit einer sehr konzentrierten Abwehrleistung und einer starken Marie Knauer im Gehäuse ließ die Defensive in der Anfangspha­se nichts anbrennen. Mit schnellem Spiel nach vorn und zwingenden Aktionen war schnell ein 3:0 Vorsprung erspielt. Allerdings schlich sich schon früh ein gewisser Schlendrian im Abschluss ein und so wurden weitere gute Tormöglichkeiten liegen gelassen. Die gute Torhüterleistung von Yase­min Güner im Rudower Kasten muss in diesem Zusammenhang allerdings auch erwähnt werden. Als die Rudowerinnen ihren ersten Treffer zum 3:1 erzielten, hätte Spandau schon gut gern sechs eigene Treffer auf der Habenseite verbuchen müssen. Zwar erhöhten sie in der Folgezeit auf 6.2, aber der Elan der Anfangsphase war bereits verpufft. Viele kleine Fehler schlichen sich ins Spiel ein. Die Passspiel ließ an Genauigkeit zu wünschen übrig, das Timing stimmte häufig nicht und es wurde teilweise unvorbereitet abgeschlossen. Die Gäste witterten ihre Chance, versuchten gedul­dig, aber mit dem nötigen Tempo ihren Spielrhythmus zu finden und hatten auch immer häufiger Erfolg. Beim 6:5 war man wieder auf Tuchfühlung und das Spiel völlig offen. Spandau fing sich wieder etwas, konnte den Vorsprung wieder ausbauen und beim 12:6 sah es so aus, als wäre die Schwächeperiode überwunden. Erneut sorgte mangelnde Konzentration dazu, dass Rudow ver­kürzen konnte. Die Gäste erzielten noch zwei Treffer bis zum Pausenpfiff. Der Pausenstand war demnach ein 12:8 für die Gastgeberinnen.

Wieder starteten die Spandauer Damen besser in den zweiten Spielabschnitt. Nachdem jedes Team einmal treffen durfte, setzten sich die Gastgeberinnen auf 16:9 ab. Aber auch diese Führung gab ihnen nicht die nötige Sicherheit für ein souverän geführtes Spiel. Ähnlich der ersten Halbzeit gab es einen Bruch im Spiel und zeitweise wirkte das Spiel unorganisiert und zerfahren. Die Süd­berlinerinnen haben ja schon häufiger bewiesen, dass sie auch in scheinbar aussichtsloser Situati­on ins Spiel zurück kommen können. Und so nutzten sie auch diesmal ihre Chance. So bald sich die Möglichkeit ergab, gingen sie ins Konterspiel und überraschend ihren Gegner. Als der 18:15 Anschlusstreffer gelang, wankte der Favorit beachtlich. Zum Glück für Spandau behielt Ulrike Kuhl­mey die Nerven am 7m Punkt und bescherte ihrem Team ein Erfolgserlebnis. Rudow fightete wei­ter, konnte aber nun den Abstand nicht auf weniger als 4 Treffer reduzieren (20:16, 21:17). Die Zeit lief gegen Rudow und mit der zunehmenden Erkenntnis die Sensation denn doch nicht zu schaf­fen, erlahmte der Widerstand zum Ende hin doch etwas. So konnten die Spandauerinnen noch einmal 4 Treffer drauf tun und zum Schluss mit dem 25:17 dem Ergebnis nach doch einen recht deutlichen Sieg für sich verbuchen.

Das Ergebnis täuscht dann auch etwas über den tatsächlichen Spielverlauf. Die Spandauerinnen boten wahrlich keine Glanzleistung und werden sich erheblich steigern müssen, wenn sie am nächsten Sonntag gegen ein hochmotivierten Spitzenreiter mithalten wollen. Der Splitter der Hin­spielniederlage wird zudem bei den Schweriner Damen noch spürbar sein und zusätzliche Motiva­tion geben. Bei dem sehr selbstbewussten Team von Trainer Thilo Labs, wird sich das Wiesner-Team wohl warm anziehen müssen.

Für Spandau waren dabei:

Isabel Hoffmann, Marie Knauer im Tor; Nina Sandhop (3), Vanesa Sesic (1), Vivien Wittwer (1), Anja Thiele, Carolina Wodetzki (1), Ronja Bohle (1), Sybille Rehberg (2), Fiona Junge (3), Ulrike Kuhlmey (7/4), Dana Baerns (6/2).