mit Geduld und Disziplin zum Erfolg …

der eher mäßige Auftritt am letzten Wochenende bei der SG OSF gab nicht gerade Anlass zur Ver­mutung, dass gegen den Tabellenführer aus Wismar viel zu holen sein würde. Zu souverän hat der Absteiger aus der 3. Liga bisher seine Ligaspiele für sich entscheiden können, insbesondere der Sieg in Rostock beeindruckte schon sehr. Zudem scheint der etwas überraschende Trainerwechsel das Team noch weiter motiviert zu haben. Der äußerst engagierte Christoph Nisius agiert nicht nur mit vollem Einsatz an der Seitenlinie, sondern scheint mit seinen Vorstellungen auch gut zu seinem neuen Team durchzudringen. Also nicht gerade die besten Voraussetzungen für die Wiesner Da­men, um die Weiße Heimweste zu verteidigen. Aber was soll es, die Spandauerinnen hatten ja kei­nen wirklichen Grund sich zu verstecken, haben sie doch oft genug bewiesen, dass sie gerade in ihrer „Grün-Weißen-von-Außen-Gelben-Heimhalle über sich hinaus wachsen können und gegen Tabellenführer spielen sie ja ohnehin immer besonders gerne.

Die Spandauerinnen gewannen die Seitenwahl, mussten dann aber auch recht schnell den ersten Treffer hinnehmen. Die agile Vivien Bartlau stellte ihre Treffsicherheit vom 7m-Punkt einmal mehr unter Beweis und netzte zum 0:1 ein. Spandau – in etwas ungewohnter Aufstellung – konterte um­gehend und die heute überzeugend aufspielende Vanesa Secic konnte ausgleichen. Die folgenden Minuten gehörten dann aber eindeutig den Gästen. Sie zogen ein druckvolles Angriffsspiel auf und forderten die Defensive der Spandauerinnen enorm. Jeden gewonnenen Ball versuchten sie um­gehend durch schnelles Umschaltspiel zu nutzen und kamen so auch zu leichten Toren über die 1. Welle (1:4). Die Gastgeberinnen versuchten dagegen zu halten und verkürzten durch Sarah Herz und Alicia Schwarz auf 3:4. Dennoch gab es im Angriffsspiel der Spandauerinnen immer wieder Abstimmungsprobleme und gegen die körperbetonte Defensivarbeit der Gäste fanden sie in dieser Phase des Spiels kein profanes Mittel. Kleinere Fehler führten zu Ballverlusten, die wie oben schon beschrieben umgehend über die 1. oder 2. Welle in Person von Vivien Bartlau (8/5) und Henrike Bibow (6) bestraft wurden. Nach dem 3:7 (10:48 Minuten gespielt) sah sich Coach Wies­ner dann auch veranlasst seinen Damen eine Minute Pause zu gönnen, um sie wieder in die Spur zu bringen und den Lauf der Gäste zunächst einmal zu unterbrechen. Zumindest die Defensive stabilisierte sich anschließend zunehmend und auch die Fehlerquote in der Offensive wurde deut­lich minimiert. Nur mit dem Torewerfen wollte es nicht klappen. Selbst vom 7m-Punkt scheiterte man an der starken Justine Steiner zwischen den Pfosten der Hansestädterinnen. Als gutes Mittel erwies sich nun das Spiel über Linksaußen, denn Alicia Schwarz hatte einen Sahnetag erwischt und nutzte jede sich für sie bietende Chance zum erfolgreichen Abschluss. Spandau verkürzte auf 5:7 und kam nun besser ins Spiel. Dennoch behauptete das Team von Coach Nisius die Führung und konnte zwischenzeitlich sogar wieder auf 7:11 erhöhen. Angetrieben von Sarah Herz und Va­nesa Secic steckte das Heimteam aber nicht auf und suchte nach den Schwachstellen in Wismars Abwehr. Auch eine 2 Minuten-Strafe gegen Fiona Junge beim Stande von 8:11 nach gut 21 Minu­ten Spielzeit überstanden die Gastgeberinnen unbeschadet. Dem Anschlusstreffer von Lisa Häni­cke, konnte Wismar lediglich einen erneut von Bartlau verwandelten 7m entgegensetzen (9:12). Wieder komplett rührten die Spandauerinnen ihren gefürchteten Beton in der Deckung an. In den letzten 8 Minuten der ersten Spielhälfte ließen sie keinen weiteren Treffer ihrer Gäste mehr zu. Ih­rerseits ließen sie sich auch durch einen weiteren verworfenen 7m nicht aus der Bahn werfen und erzielten nach und nach weitere Treffer. Als Vanesa Secic nach 28:02 Minuten den Ausgleichstref­fer zum 12:12 erzielte war die Freude in der Halle groß und diese wurde noch besser als Ulrike Kuhlmey noch vor dem Pausenpfiff den Ball zur ersten Spandauer Führung in Netz setzte.

Etwas ungläubig hinsichtlich dieser Führung, insbesondere nach dem Spielverlauf der ersten 15 Minuten, brauchten auch die Spandauer Fans dringend etwas Pause zum Durchatmen. Nun waren sie natürlich gespannt, ob die Wiesner Damen den Schwung vor der Pause mit in den 2. Durch­gang nehmen könnten.

Die zweiten 30 Minuten begannen wie der erste Durchgang geendet hatte, mit einem Treffer von Uli Kuhlmey. Allerdings waren die Gäste nicht gewillt nun weiterhin darauf zu verzichten Tore zu er­zielen und so hielten sie Anschluss. In der Folge wurden die Treffer in regelmäßiger Folge abwech­selnd erzielt. Spandau verpasste durch einen erneut vergebenen 7m Wurf die Chance auf die erst­malige 3-Tore-Führung und musste dafür erneut den Anschlusstreffer zum 16:15 hinnehmen. In der 37. Minute gab es dann die erste Zeitstrafe für die Gäste. Diese zweiminütige Überzahl konnten die Gastgeberinnen nutzen und erzielten 2 Treffer (18:15). Beim 20:16 betrug die Führung sogar 4 Treffer und Spandau war wieder in Überzahl. Diesmal konnte das Überzahlspiel aber nicht genutzt werden. Zum einen machte sich nun doch etwas der Kräfteverschleiß bemerkbar, denn Coach Wiesner vertraute lange seiner Aufstellung und wechselte bis zu diesem Zeitpunkt wenig. Zum anderen gaben sich die Gäste auch noch lange nicht geschlagen. Vivien Millrath nahm nun die Zügel in die Hand, ging druckvoll ins 1:1 oder warf schlau aus dem Rückraum. Wismar verkürzte so auf 20:18 und war wieder auf Schlagweite heran. Die Spandauerinnen behielten aber auch in dieser Phase die Geduld. Immer wieder stießen sie nun in die Nahtstellen der Deckung und auch die daraus resultierenden Strafwürfe konnten von Dana Baerns und Uli Kuhlmey genutzt werden. Das war auch sehr nötig, den Wismar blieb dran und ließ ihre Gastgeberinnen nicht davon ziehen (22:20 nach 46:23 Minuten). Lisa Hänicke, die sowohl auf der Mittelposition als auch auf Rechtsaußen überzeugte, erzielte den 23. Spandauer Treffer und im Anschluss wurde auch der nächste Strafwurf zum 24:20 genutzt. Gut 10 Minuten vor dem Ende des Spiels zog nun Wismar die Grüne Karte, um durch die richtige Taktik den Bock noch umzustoßen.

Allerdings mehrten sich nun die Fehler auf der Seite der Hansestädterinnen. Die Würfe von Millrath fanden nicht mehr ihr Ziel und als auch die sonst so sichere Bartlau mit einem Konter scheiterte, glaubten die Spandauer so langsam daran, dass sie das Parkett als Siegerinnen verlassen könn­ten. Drei weitere Treffer für Spandau untermauerten diesen Glauben (27:20). Spandau ließ nun ebenfalls beste Chancen liegen, verpasste dadurch einen noch höheren Sieg. So erzielten beide Mannschaften in der Schlussphase noch je 2 Treffer. Was nach den ersten 15 Minuten des Spiels kaum für möglich gehalten werden konnte, war nun Fakt: mit 29:22 siegten die Spandauerinnen gegen den bisherigen Spitzenreiter und sorgten für dessen die erste Niederlage. Erneut bewies das Wiesner Team Charakter und vor allem wie gern es gegen die Spitzenreiter spielt.

Die Spandauer Fans waren an diesem Samstag sehr angetan von ihrem Team und das auch zu­recht. Die von Sarah Herz umsichtig geführte Mannschaft, ließ sich nach unglücklichem Start nicht aus der Ruhe bringen und hielt an ihrem Konzept fest. Die Stärken an diesem Tag, das Spiel über die treffsicheren Außen (Ali Schwarz und Lisa Hänicke) sowie immer wieder die Suche nach dem Weg in die Nahtstellen (Vanesa Secic), wurden konsequent genutzt. Nicht zu vergessen natürlich die starke Defensivarbeit, über die sich das Team ins Spiel gefunden hat. Aus Spandauer Sicht hat das Zuschauen wirklich Spaß gemacht (sicher werden die Gäste eine andere Wahrnehmung ha­ben, denn die Niederlage fiel dann doch etwas zu hoch aus) und so kann es ruhig weitergehen.

Da aber nicht an jedem Spieltag gegen einen Spitzenreiter gehen kann, wird die Mannschaft zwar den Augenblick genießen können, sollte sich dann aber ganz schnell auf die nächste Aufgabe kon­zentrieren, denn nun wartet mit der HSG Neukölln der absolute Angstgegner auf das Wies­ner-Team. Soll es nicht wie in der vergangenen Saison wieder Niederlagen gegen diesen unbequemer Gegner geben, wird eine ähnlich konzentrierte Vorstellung von Nöten sein.

Für Spandau waren dabei:

Isabel Hoffmann, Marie Knauer im Tor; Alicia Schwarz (6), Vanesa Secic (3), Frauke Dingler, Vivian Wittwer, Tina Funk (1), Justine Güdde, Bille Rehberg, Fiona Junge (1) ,Ulrike Kuhlmey (7/4), Sarah Herz (1), Dana Baerns (5/5), Lisa Hänicke (5).