einen ziemlich langen Anlauf zum Sieg

brauchten die Spandauer Damen gegen ihre unbequemen Gäste der HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst. Was war das denn für ein eigenartiges Spiel? Den Zuschauern wurde ein sehr anschauliches Bild der neu geschulten progressiven Regelauslegung gezeigt und dabei erlebten sie ein wahres 7m-Festival. Ob diese Regelanwendungen der Attraktivität des Handballsport allerdings zuträglich sind? Zumindest ein klein wenig Zweifel dürfen erlaubt sein.

Zum Spiel: die Spandauerinnen wollten auf jeden Fall den Aufwärtstrend aus dem letzten Heimspiel bestätigen und nach Möglichkeit ihrer Gegnerinnen deutlich beherrschen. Daraus wurde aber zunächst nichts, denn sie bekamen überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel. In der Defensive gelang es ihnen nicht, die Ahrensdorferinnen auf Abstand zu halten. In viel zu vielen 1:1-Situationen waren sie zu spät und zudem auch noch oft allein auf sich gestellt. Auch mit der Kreisspielerinnen kamen sie nicht gut zu recht. Den Gästen gelang es immer wieder in diese 1:1-Situationen zu kommen und sofern sie es schafften in die Nähe der 6m-Linie zu gelangen, wurden ihre Aktionen mit einem 7m-Starfwurf belohnt. Allein 11x durften sie in den ersten 30 Minuten ohne eine gegnerische Abwehrspielerin vor sich zu haben frei auf das Spandauer Tor werfen. Immerhin nutzten sie diese Einladung10x erfolgreich. Da es den Spandauerinnen auch nicht gelingen wollte ihre Angriffe mit der nötigen Konsequenz vorzutragen, gerieten sie schnell in Rückstand (1:3). Zunächst konnten sie zwar wieder ausgleichen (3:3), wurden aber umgehend durch 2 Minuten Zeitstrafen dezimiert. Als sich Abwehrchefin Sarah Herz nach 11:12 Minuten bereits das zweite Mal auf der Bank ausruhen durfte, schwante den Spandauer Fans nichts Gutes. Die Gäste konnten ihre Führung ausbauen (4:7, 6:9; 14:39‘). Die Gastgeberinnen kämpften sich allmählich ins Spiel, wirklich überzeugen konnten sie aber nicht. Sie brauchten bis zur 23. Minute, um erstmals wieder ausgleichen zu können (11:11). Nun konnte Isabel Hoffmann im Spandauer Kasten auch ein Strafwurf abwehren, was dazu führte, dass Spandau mit 12:11 erstmals in Führung gehen konnte (26:37‘). Die Gäste konterten allerdings umgehend und Spandau konnte sich glücklich schätzen, dass Isi Hoffmann in dieser Phase noch zwei 100 %ige Chancen entschärfen konnte. Den 13:14 Führungstreffer der Gäste 16 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff konnte sie allerdings nicht verhindern. Immerhin reagierten die Wiesner-Damen im Anschluss blitzschnell, führten den Anwurf umgehend aus und konnten so über die „schnelle Mitte“ die Gegnerinnen noch einmal überrumpeln und zum Halbzeitstand einnetzen.

Die Zwischenbilanz des ersten Durchgangs lautet:  Spielstand 14:14, Anzahl 7m 3:11, Zweitstrafen 5:2.

Die Minuten 31 bis 60 sind relativ schnell erzählt. Coach Wiesner muss die passenden Worte und Anweisungen in der Kabine gefunden haben, denn seine Damen boten nun ein kompaktes Bild in der Defensive. Die Gästen fanden ihre Wege zum Durchbruch nicht mehr, Würfe aus der Distanz waren eine leichte Beute für Isi Hoffmann und selbst vom 7m-Punkt konnte kein Erfolg verzeichnet werden. Die Spandauerinnen nutzten ihre Chancen im Gegenstoß – ließen allerdings auch hier noch einiges liegen – oder durch ein deutlich druckvolleres Angriffsspiel. Nach gut 36 gespielten Minuten zeigte die Anzeigetafel ein 19:14 für Spandau. Zwar beteiligten sich die Gäste fortan auch wieder am Torewerfen und konnten den Rückstand in Grenzen halten (19:16, 21:18, 41:17‘), aber die Gastgeberinnen beherrschten das Spiel nun eindeutig. Aus der stabilen Deckung operierten sie nun zielstrebig und bauten ihre Führung stetig aus (25:18, 30:20; 52:18‘). Der Drops war gelutscht und der Coach konnte allen seinen Spielerinnen Einsatzzeiten geben. So kam auch Laurine Arndt zu ihrem ersten Einsatz in der 1. Frauenmannschaft und bedankte sich mit 2 Treffern. Auch das letzte Spandauer Tor zum 33:20 (56:10‘) erzielte Laurine. In der verbleibenden Spielzeit konnten die Gäste noch etwas Ergebniskosmetik betreiben und auf 33:22 verkürzen.

Das Endergebnis spiegelt nicht wieder, wie schwer sich die Spandauerinnen über weite Strecken getan haben. Immerhin haben sie Lösungen gefunden, um am Ende das Spiel doch deutlich zu gewinnen. Sehr erfreulich auf Spandauer Seite war das Comeback von Katja „Speedy“ Muschick. Nach einer 21 (!) monatigen Verletzungspause und 2 Ops durfte sie endlich wieder ihre Handballklamotten nicht nur in die Sporttasche packen, sondern diese auch überstreifen und ins Spielgeschehen eingreifen. Mit 2 Treffer meldete sie sich eindrucksvoll zurück und ließ erkennen, dass sie schnell eine wirkliche Verstärkung für das Team sein wird.

Weniger schön ist die Tatsache zu vermerken, dass die Gäste trotz absoluten Haftmittelverbots in der Halle, dem Spielgerät klebrige Hilfsmittel anhafteten. Das ist schlichtweg frech und ungezogen, denn dieses Haftmittelverbot haben sich die Berliner Vereine nicht als Schikane ausgedacht, sondern es ist ihnen von behördlicher Seite vorgegeben, damit überhaupt Sporthallen genutzt werden dürfen. Die Auseinandersetzungen mit den Behörden und die Hallenreinigungskosten können die Gäste aber gern für uns übernehmen. Ebenso unschön sind Trainer, die Helfer des Gastgebers beschimpfen; da sollte wohl noch etwas an der Kinderstube gearbeitet werden.

Am nächsten Samstag gibt es die nächste Standortbestimmung für Spandaus Damen, heißt es doch im Adlerhorst beim letztjährigen Oberliga-Meister und erneuten Top-Favoriten der Liga zu bestehen. Die Preussen sind immer eine große Herausforderung, und längere Schwächephasen wird man sich dort nicht leisten können.

Zur Abrundung des Berichts die Bilanz nach 60 Minuten:   Spielstand 33:22, Anzahl 7m 10:16, Zweitstrafen 8:6

Für Spandau waren dabei:

Isabel Hoffmann, Isabelle Manderscheid im Tor; Alicia Schwarz (1), Vanesa Sesic (1), Frauke Dingler (1), Laurine Arndt (2), Vivian Wittwer (4), Katja Muschuk (2), Dominique Henning, Fiona Junge, Ulrike Kuhlmey (13/7), Sarah Herz (3), Kathrin Hettlage (2), Dana Baerns (4/2).

*aufgrund der datenschutzrechtlichen Bestimmungen wird auf die Nennung von Namen unserer Gäste verzichtet.