mit hängenden Köpfen

und deutlich enttäuscht standen die Spandauer Spielerinnen nach dem Schlusspfiff an ihrer Bank und mussten dem Jubel ihrer Gastgeberinnen zusehen. Es hatte einmal mehr nicht gereicht, obwohl man erneut so nah dran war, zumindest einen Punkt aus dem Adlerhorst zu entführen. Wie schon in den letzten Vergleichen zwischen diesen beiden Teams zeigte sich, dass es der Handballgott nicht gut mit den Spandauerinnen meint und die Glücksgöttin Fortuna einen Adler auf der Brust trägt.

Wie immer, wenn diese beiden Teams aufeinander treffen, geht es mit viel Engagement, Kampf und Emotionen zu Werke, dabei kommen die handballerischen Feinheiten aber auch nicht zu kurz Die Fans können sich stets auf spannende und abwechslungsreiche 60 Minuten einstellen und freuen. So war es denn auch an diesem letzten Samstag im September. Viel Zeit zum Abtasten gaben sich die Mannschaften nicht. Die Preussen erzielten das erste Tor der Begegnung, aber die Gäste glichen schnell aus. Auch im weiteren Verlauf der Anfangsphase blieb das Spiel ausgeglichen. Die Gastgeberinnen versuchten wie gewohnt Druck über ihre erfahrene und robuste Spielmacherin zu entwickeln und waren über die Rechtsaußen Position immer gefährlich und auch erfolgreich. Dagegen bemühten sich die Gäste, die ja bekanntlich über eine nicht ganz so große Durchschlagskraft wie die Preussen verfügen, sich mit schnellem Spiel und Auslösehandlungen zu behaupten. Die Gastgeberinnen schienen die Oberhand zu gewinnen und erspielten sich eine 2 Tore-Führung, die sie über eine gewisse Zeit behaupten konnten, ohne sich allerdings weiter absetzen zu können (4:2, 7:5). Dabei profitierten sie auch davon, dass ihre Gäste zahlreiche gute Chancen nicht nutzen konnten oder an der ausgezeichneten Nr. 12 der Preussen zwischen den Pfosten scheiterten. Davon nicht verunsichert, hielt das Wiesner-Team an seiner Marschroute fest und konnte nach der Hälfte der Spielzeit des ersten Durchgangs wieder ausgleichen (7:7) und im Anschluss sogar in Führung gehen (7:9). Preussens Bank reagierte in der Konsequenz aus dem Spielverlauf mit der Grünen Karte und fand in der Auszeit anscheinend die richtigen Worte. Na klar, um wieder in die Spur zu finden, mussten die Stärken ausgespielt werden und die hatten die Adler ganz klar auf Rechtsaußen. Nachdem der Ausgleich geschafft war, ging es zunächst im Gleichschritt weiter (10:10). Erneut konnten sich die Gastgeberinnen eine 2 Tore-Führung erspielen (12:10, 26:17‘). Wenig hilfreich für die Spandauerinnen, dass sie in dieser etwas kritischen Phase auch noch eine Zeitstrafe gegen die Bank hinnehmen mussten. Ärgerlich, selbst wenn die geahndete Beschwerde in Richtung Unparteiische durchaus als berechtigt angesehen werden konnte. Trotz Unterzahl ließen sich die Gäste aber nicht weiter abschütteln, verkürzten sogar und konterten den 13. Preussen-Treffer kurz vor der Halbzeit erneut. Mit 13:12 wurden die Seiten gewechselt und auch für die zweiten 30 Minuten war so für Spannung gesorgt.

Es ging flott weiter zu Beginn von Halbzeit zwei. Beide Mannschaften waren gleich voll bei der Sache und das Spiel wog hin und her. Zunächst glich Spandau aus und ging sogar zweimal in Führung (13:14, 14:15). Dann kamen aber die Gastgeberinnen wieder zurück und gingen ihrerseits in Führung (16:15, 17: 16 18:17). Dana Baerns erzielte den 18. Treffer (38:37‘) für Spandau, ahnte aber nicht, dass der nächste Treffer ihres Teams nun über 11 Minuten auf sich warten lassen würde. Tatsächlich änderte sich das Spiel nach diesem Ausgleichstreffer. Die Gastgeberinnen hatten ihr Defensivverhalten anscheinend nun optimal auf ihre Gegnerinnen eingestellt. Den Wiesner-Damen fiel in diesen Minuten so gar nichts ein, um das Adler-Bollwerk in Verlegenheit zu bringen. Schafften sie es dennoch einmal durchzudringen, zeigten sie deutliche Abschlussschwächen. Der Ball wollte einfach nicht mehr im Preussen-Netz landen. Auf der Gegenseite lief es dagegen „normal“, d.h. Spandaus Deckung arbeitete nicht schlecht, aber den einen oder anderen Gegentreffer musste man schon hinnehmen. In Anbetracht der Spandauer Torflaute, konnten sich die Preussen erstmals mit 3 Treffern in Front bringen (21:18, 41:17‘). Die von Coach Wiesner gezogene Grüne Karte brachte nicht die von ihm erhoffte Wende. Auch wenn die Preussen im Angriffsspiel ebenfalls alles andere als glänzten, erzielten sie zumindest hin und wieder einen Treffer und erhöhten auf 23:18 (49:00‘). Die Entscheidung schien gefallen und für die Gäste schien es nur noch um Schadensbegrenzung zu gehen. Immerhin gelang Ulrike Kuhlmey endlich wieder ein Erfolgserlebnis und wenn noch eine Wende einzuleiten wäre, dann war nun 10 Minuten vor Spielende wohl die letzte Chance dafür. In diesem Wissen erkämpften sich die Gäste fast umgehend den Ball und starteten den Gegenstoß. Auf halblinker Seite wurde dieser kurz vor der 6m-Meter-Linie durch ein extrem rüdes Einsteigen gebremst. Unter Inkaufnahme einer durchaus möglichen schweren Verletzung rammte Preussens Bundesliga erfahrene Spielmacherin ihre Gegenspielerin zu Boden. Immerhin half ihr die aufgesetzte Unschuldsmine diesmal nichts. Die Unparteiischen trafen nach kurzer Abstimmung die einzig richtige Entscheidung für diese unschöne und vor allem extrem unsportliche Aktion und zeigten die Rote Karte. Beide Mannschaften mussten fortan auf ihre Spielmacherinnen verzichten, denn auch für die gefoulte Sarah Herz war das Spiel nach dieser Aktion beendet. Den fälligen Strafwurf verwandelte Ulrike Kuhlmey und startete damit eine höchst spannende Schlussphase.

Noch einmal erhöhten die Gastgeberinnen auf 24:20 (52:30‘), aber das Fehlen ihrer Spielmacherin machte sich in ihren Aktionen deutlich bemerkbar. Spandau setzte nach, nutzte jede Gelegenheit, um in den Konter zu gehen und verkürzte. Als 2 ½ Minuten vor dem Ende Vivian Wittwer zum 24:24 ausgleichen konnte, hielt es wohl keinen mehr auf seinem Sitz. Preussens Bank nahm folgerichtig die Auszeit. Es verging eine weitere Minute bis die Gastgeberinnen wieder in Führung gehen konnten. Genau 60 Sekunden waren noch zu spielen, da glich Spandau durch Tanja Manderscheid erneut aus. Zeit genug für beide Teams das Spiel noch für sich zu entscheiden zu können. Der Vorteil lag auf Seiten der Preussen, denn sie hatten Ballbesitz und machten ihre Sache gut. Behaupteten lange den Ball und schafften es nicht ins passive Spiel zu kommen. Eine Unaufmerksamkeit im Spandaus Defensive wurde genutzt, um – natürlich – über Rechtsaußen zum Abschluss zu gelangen. Und auch dieser Abschluss war klasse; mit Überblick und feiner Technik wurde Spandaus Marie Knauer mit einem Heber überlistet. Die restlichen 10 Sekunden reichten den Gästen nicht mehr, um noch einmal zurückzuschlagen und es kam nach dem Abpfiff zu der eingangs geschilderten Szene.

Am Ende hieß es; the same procedure as last games, the winner is Preussen.

Auch wenn diese Niederlage einmal mehr sehr unglücklich ist und ein Unentschieden sicherlich als gerecht zu bezeichnen wäre, müssen sich die Wiesner-Damen bei aller bewiesener Moral vorwerfen lassen, dass sie in der Chancenverwertung viel zu fahrlässig waren. Gegen einen solch cleveren Gegner kann man sich so etwas ebenso wenig erlauben wie eine über 10 Minuten anhaltende „Auszeit“. Müßig auch darüber zu spekulieren, ob mit der verletzungsbedingt nicht mehr einsetzbaren Sarah Herz die Deckung den entscheidenden Gegentreffer hätte verhindern können. Aber schon bedauerlich, dass das Spiel durch ein solch unsportliches Verhalten entscheidend beeinflusst wurde.

Es besteht kein Grund den Kopf hängen zu lassen, denn der Einsatz und die Moral haben gestimmt und dazu gab es durchaus einige feine Aktionen zu sehen. Nun heißt es eben die nötigen Punkte in den kommenden Spielen zu sammeln, um den Anschluss an die Spitze nicht aus den Augen zu verlieren. Leicht wird das aber sicher nicht, denn kein Team hat etwas zu verschenken.

Nächste Gelegenheit zum Punktesammeln ist schon am kommenden Samstag (06.10.2018) wenn die Reserve der Füchse Berlin um 17.00 Uhr in unserer „Grün-Weiß-von-außen-Gelben-Halle“ zu Gast ist.

Für Spandau waren dabei:

Isabelle Manderscheid, Marie Knauer im Tor; Alicia Schwarz (2), Vanesa Sesic (6), Vivian Wittwer (1), Tanja Manderscheid (1), Katja Muschick (6/4), Dominique Henning, Joalina Signert, Fiona Junge, Ulrike Kuhlmey (4/2), Sarah Herz (3), Kathrin Hettlage, Dana Baerns (2).

*aufgrund der datenschutzrechtlichen Bestimmungen wird auf die Nennung von Namen unserer Gäste verzichtet.