…. sicher ganz anders vorgestellt

hatten sich die Wiesner-Damen den Start ins Jahr 2020. Beendeten sie das abgelaufene Jahr mit 2 Niederlagen sowie dem Ausscheiden aus dem Berliner Pokalwettbewerb, sollte doch im dem ersten Heimspiel gegen den Dauerrivalen aus Lankwitz mit einer guten Leistung ein positiver Trend eingeleitet werden. Zwar hatten die Spandauerinnen im Pokal gegen die Preussen den Kürzeren gezogen, waren aber gewillt und zuversichtlich den Spieß in eigener Halle umdrehen zu können.

Davon war dann während der 60 Minuten aber gar nicht so viel zu sehen. Sicher waren aufgrund der laufenden Handball-EM die eher dürftig gefüllten Ränge nicht gerade motivierend, dennoch erklärt dieser Umstand nicht die vielen Fehler im Spandauer Spiel. Beide Mannschaften begannen mit deutlich sichtbarem Respekt vor dem Gegner oder brauchten einfach etwas Zeit, um in den Spielfluss zu finden. Zunächst konnten die Gastgeberinnen vorlegen, mussten aber stets umgehend den Ausgleich hinnehmen. Schon früh war erkennbar, dass Spandaus Defensive Probleme hatte und keinen rechten Zugriff auf die Gegnerinnen bekam. Nicht zur Sicherheit trug dabei der Umstand bei, dass (gefühlt) jede Aktion in der Nähe der Spandauer 6m-Linie mit einem 7m Strafwurf geahndet wurde, wenn der Ball nicht ohnehin schon den Weg über die Linie gefunden hatte. Im ersten Durchgang konnte so Kristin Schnitzer allein 8x vom Punkt sicher für ihr Team einnetzen und diesem damit Sicherheit geben. Nach 9:10 Minuten gingen die Gäste erstmals in Führung (4:5) und konnte diese nach dem kurzzeitigen Ausgleichstreffer der Spandauerinnen kontinuierlich ausbauen (5:8, 6:11; 20:29‘). Den Wiesner Damen viel nicht viel ein, um die stabile Preussen Deckung in Gefahr zu bringen. Zu wenig Ideen und Überraschendes lagen in ihren Angriffsaktionen. Zu oft wurden unkluge Entscheidungen getroffen, die dann zu Fehlern und Ballverlusten führten. Das Bemühen war den Spielerinnen zwar anzumerken, aber wirklichen Spielfluss vermochten sie nicht zu entwickeln. Immerhin kämpften sie sich heran, konnten den Rückstand auf 3 Treffer verkürzen (10:13, 25:40‘). Mehr aber ließen die Adler nicht zu und gingen mit einer 12:15 Führung in die Pause.

Wer auf eine Leistungsexplosion der Wiesner-Damen in den zweiten 30 Minuten hoffte, sah sich eher enttäuscht. Die Gäste starteten in Unterzahl, aber mit Ballbesitz. Sie schafften es nicht nur den Ballbesitz über fast 1 ½ Minuten zu behaupten, sondern schlossen diesen langen Angriff auch mit den 16. Treffer durch Merle Klingbiel ab. Dieser Vorsprung konnte konstant gehalten werden (15:19; 39:49‘). Als Marie Knauer in Spandauer Kasten den 9. Strafwurf der Preussen abwehren konnte, war das so etwas wie ein „Wachrüttler“ für ihre Vorderleute. Die Defensive ließ nun 10 Minuten keinen Treffer zu und im Angriff konnten Nina Sandhop, Alicia Schwarz und Ulrike Kuhlmey erfolgreich abschließen und so den Anschluss herstellen (18:19, 49:38‘). Erneut war es Kristin Schnitzer den durch einen 7m den „Spandauer-Lauf“ stoppte. Spandau musste zudem auch noch eine Zeitstrafe hinnehmen, konnte aber durch Nina Sandhop erneut den Anschlusstreffer markieren (19:20; 50:49‘). Die aufkeimenden Spandauer Hoffnungen auf eine Wende des Spielverlaufs wurden durch einen Doppelschlag von Julia Hamann arg gedämpft (19:22; 53:01‘). Die Vorentscheidung war das aber auch noch nicht, denn nun traf Dana Baerns 2x für Spandau (21:22; 54:49‘). Den folgenden Preussen-Treffer (vom 7m Punkt) kontere Spandau (ebenfalls vom Punkt). Der Spielstand nun 22:23 und noch 3:46 Minuten auf der Uhr. Zeit genug, um das Spiel doch noch zu drehen. Zwei Minuten davon durften die Gastgeberinnen sogar in Überzahl spielen. Geholfen hat ihnen dieser Vorteil nicht, denn es gelang ihnen nicht, eine richtig gute Wurfposition zu erspielen. Chancen, um weitere Tore zu erzielen ergaben sich zwar noch genug, da auch die Gäste Nerven zeigten und Fehler produzierten, die Spandau wiederholt in Ballbesitz brachte. Der Ball wollte aber nicht mehr über eine der beiden Torlinien gehen und so konnten die Preussen einen Auswärtssieg bejubeln.

 

In Spandau ist Ernüchterung eingekehrt. Dem Spiel fehlt die Frische, das Überraschende und die Cleverness, die zweifelsohne vorhandenen Stärken mit Ruhe auszuspielen. Viel zu selten wird der Weg in die Tiefe, in die Schnittstellen gesucht, viele Fehlpässe produziert und zu oft die Verantwortung für den Wurf weitergegeben. Kampf allein reicht derzeit nicht aus, um auch Punkte zu gewinnen. Aber die Saison ist ja noch lang und es gibt genug Gelegenheit zu beweisen, dass es besser geht. Es liegt dafür aber auch viel Arbeit vor dem Trainer-Trio und deren Damen. Am nächsten Sonntag geht es nach Angermünde zum Tabellenletzten. Nach den letzten Ergebnissen auch keine dankbare Aufgabe.

Mit einem Sieg und einer ordentlichen Leistung könnten sich die Wiener-Damen nicht nur für das schwere nächste Heimspiel gegen Rostock einstimmen, sondern auch Werbung für den dann geplanten „Eventspieltag“ betreiben.

Für Spandau waren dabei:

Isabel Hoffman, Marie Knauer im Tor; Alicia Schwarz (1), Nina Sandhop (3) Jana Zindler, Tina Funk (2), Dominique Henning, Tanja Manderscheid (2), Fiona Junge (1), Ulrike Kuhlmey (4/1), Sarah Herz (1), Kathrin Rehberg, Dana Baerns (7/5), Lisa Hänicke (1)